G-Force Training

Wie jede gute Gleitschirmgeschichte fängt auch diese am Vorabend mit dem studieren des Wetters an: Tiefe Wolkenbasis? Regen und Schneefall? Einfach perfekt. Voller Vorfreude wird das Gurtzeug gepackt und die Reise geplant. Was gibt es bessers als bei schlechtem Wetter trotzdem in das Gurtzeug schlüpfen zu können. Jedenfalls mussten wir nicht Angst haben einen guten Flugtag zu verpassen.

Am Morgen dann erlitt unsere Vorfreude einen kleinen Dämpfer: Unser Zug fällt aus und die nächste Verbindung würde uns eine Stunde zu spät kommen lassen. Zum Glück war Bärnu so freundlich uns mit dem Auto mitzunehmen.
In Dallenwil angekommen gab es dann zuerst einmal ein kurzes Breefing über den Ablauf des Trainings und über die Steilspirale. Dann hiess es Gurtzeuge auspacken und sich Flugbereit machen. Anstatt in unsere Schirme hängten wir uns in eine grosse Zentrifuge ein. Der erste Ritt brachte uns schonmal auf 2 G. Gemächlich verglichen mit dem was uns noch erwartete aber ein guter Einstieg um die Maschine und der Ablauf des Trainings kennenzulernen.


In der nächsten Runde ging es dann schon auf 3 G. Im Folgenden wurden wir in die Pressatmung eingeführt und lernten wie wichtig eine starke Körperspannung war um die G Kräfte gut zu verkraften. In der dritten Runde konnten wir die Techniken bereits üben und wir merkten, wie viel besser G-Kräfte mit ihnen zu ertragen sind.
In der vierten Runde wurde die Belastung auf 3.5 G gesteigert. Dies entspricht etwa einem sinken von 10m/s und ist etwas das, was man mit den meisten Schirmen bei einer normalen Steilspirale in ruhiger Luft erwarten kann.

Nach dem Mittag war dann Individuelles Training auf dem Programm. Alle Piloten konnten sich so viel wie sie wollten in diesem Höllen-Karusell quälen. Es wurde Dauerbelastung trainiert, getestet wie viel G Kräfte es brauchte, bis man einen Graywash oder ein Blackout erlebte und wie es sich anfühlt unter grosser Belastung einen Retter zu werfen. Die Maschine konnte einen Piloten bis auf 7 G belasten und dieses Limit wurde von ein paar Piloten auch gnadenlos ausgereizt. Wie Tom Cruise in Top Gun hielten sie den G Kräften mit Leichtigkeit stand und hatten nach dem Ritt immer noch ein Lächeln auf den Lippen.


Trainiert wurde (fast) bis zur Ohnmacht. Alle kamen voll auf ihre Kosten. Wir durften trainieren bis unsere Beine uns nicht mehr tragen wollten oder sich die Welt auch nach der „Landung“ immer noch drehte. Das Training gab uns wertvolle Erkentnisse, die uns beim Gleitschirmfliegen sicherlich helfen werden: Wir haben unsere Limits kennengelernt, gewannen Zuversicht beim Retter werfen und lernten die Steilspirale neu kennen. Und wir stellten erstaunt fest, dass der Magen erstaunlich resistent gegen G-Kräfte ist…

Jetzt heisst es die gewonnen Erkentnisse in der Praxis zu üben und zu festigen. Zum Glück steht ja der Winter vor der Tür 😉

Marcel Eggimann

KategorienAllgemein

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